Abschrift: Xxxxx

geb. am 1. März 1920 in Przecław, Kreis Brzeziny bei Łódź,
Sohn von xxxxx
Grundschulausbildung

Nach Deutschland wurde ich im November 1939 nach einer Razzia in Brzeziny verschleppt. Von Brzeziny wurden wir nach Łódź in die Łąkowa-Straße gebracht. Dort warteten wir etwa eine Woche auf den Transport. Nach einer Woche wurden wir in den Zug gesetzt und man brachte uns nach Berlin zum Alexanderplatz. Dort wurden wir in Gruppen aufgeteilt: die einen fuhren in die Gegend von Berlin und ich landete in der privaten Schlosserwerkstatt von xxxxx in der Altstraße 18; das ist in der Nähe von dem Treptower Park, wo früher der Vergnügungspark war. In diesem Betrieb arbeiteten 12 Polen. Die Arbeit war sehr schwer, 10 Stunden täglich mit einer Stunde Mittagspause. Die Arbeit war geteilt. Die einen arbeiteten beim Beschlagen der Militärfahrzeuge und ich arbeitete als Schweißer, was ich am Ort erlernte. Die Arbeit stand unter Geheimhaltungsvorschriften. Niemand wusste, für wen die Einrichtungen bestimmt waren.

Die Unterkunft hatten wir bei dem Firmenbesitzer und die Entlohnung bekam ich in Höhe von 20 Mark monatlich. Davon musste man den Unterhalt bestreiten. Auf den Lebensmittelkarten, die wir bekamen, waren die Rationen niedriger als die der Deutschen. Es war schwer, sich zu ernähren. Also man machte Verschiedenes. Wir bekochten uns selber, wuschen uns die Sachen alleine. Kontakte zu den Familien hatten wir nicht. Es gab keine medizinische Versorgung. Die Freizeit verbrachten wir im Treptower Park (heute ist das der Friedhof sowjetischer Soldaten). Wir hatten kein religiöses Leben. In der Freizeit verdienten wir im Park etwas für die Kleider und das Leben dazu.

1942 kam zu uns in die Werkstatt ein angeblicher Pole, der tatsächlich ein Volksdeutscher aus Poznań war. Er tat so, als wollte er sich mit uns anfreunden, fragte verschiedene Sachen, bot uns gute Zigaretten an. Und wie sich später herausstellte, war das ein deutscher Spitzel. Er kam einen Monat lang zu uns. Eines Tages, als wir nach der Arbeit das Abendbrot aßen, kam die Gestapo, acht Personen. „Hände hoch!“, dann legten sie uns die Handschellen an, machten eine Durchsuchung in der Wohnung. Wir wussten nicht, wonach sie suchten. Neun von uns nahmen sie, zusammen mit diesem Spitzel, nach Potsdam ins Gefängnis mit. Erst als man uns in die Zellen brachte, blieb er stehen und ging woandershin, ein Stockwerk höher. Und erst in den Zellen kamen wir zur Überzeugung, es war des Spitzels Sache. In einer großen Zelle waren wir etwa hundert Häftlinge, nur Polen. Wir schliefen auf dem Fußboden, ein halbes Jahr lang. Die Bedingungen waren mehr als schrecklich. Die Läuse befielen uns wie die Fliegen. Zur Vernehmung holte man uns zweimal täglich ab. Wir sollten etwas gestehen, was wir gar nicht gemacht haben. Ich gestand nichts, dafür schlug man mir die Zähne aus, so dass ich nicht kauen konnte.

Nach einem halben Jahr Gefängnis bemühte sich der Meister, bei dem wir arbeiteten, uns frei zu bekommen, da er keine Arbeiter hatte. Fünf von uns wurden freigelassen, da man uns nichts nachweisen konnte. Und ich arbeitete weiter, bis zur Befreiung am 2. Mai 1945. Damals marschierten die sowjetischen Truppen bei uns ein.

Diese Jahre, die ich bis 1942 in Berlin verbrachte, waren halb so schlimm. Der Meister, bei dem wir arbeiteten, war ab und zu gut zu uns. Nur dass man unter ständiger Angst vor Bombardierungen lebte. In der Nacht waren es die Engländer und am Tag die Amerikaner. Wir konnten die Bunker nicht benutzen, die für die Deutschen waren. Erst der Meister ließ einen Graben mit zwei Ausgängen auf seinem Gelände ausheben und dorthin flüchteten wir während der Bombardierungen, bis zum Kriegsende.

Als die Russen einmarschierten, ließen sie uns die Autos besteigen und ihnen Brücken, größere Läden und Lager zeigen. Nach einer Woche wurden wir Polen gesammelt, man durchsuchte uns, nahm uns Dokumente und Fotos weg und sagte, alles wird in Polen neu ausgestellt. In Polen kam ich am 20. Mai 1945 an. Jetzt lebe ich in Łódź. Nach der Rückkehr nach Polen bekam ich eine Einberufungskarte, entweder zum Militär oder zur Polizei. Mit der Zustimmung meines Vaters ging ich zur Polizei, arbeitete dort eineinhalb Jahren und kündigte. Danach arbeitete ich in ein paar Betrieben als Schweißer, bis 1985. Insgesamt arbeitete ich 45 Jahre durch, xxxxx

xxxxx
77 Jahre alt
Ich füge ein Foto bei, das erhalten geblieben ist.


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    Fotografie des ehemaligen polnischen Zwangsarbeiters Zygmunt W.: Fotografie von Zygmunt W.; (Deutschland, 1942)

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DZSW 1484
Kurzbeschreibung

Zygmunt W. wurde gleich zu Kriegsbeginn während einer Straßenrazzia gefangen und zur Zwangsarbeit nach Berlin verschleppt. Aufgrund eines Missverständnisses mussten er und seine Arbeitskollegen sich ein halbes Jahr lang in einem Gefängnis brutalen Verhörungen unterziehen.

 

Herkunftsland: Polen

 

 

Angaben zur Zwangsarbeit
Weitere Objekte

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

Fotografie des ehemaligen polnischen Zwangsarbeiters Zygmunt W.: Fotografie von Zygmunt W.; (Deutschland, 1942)© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt