Abschrift: Übersetzung Brief 311
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Jhrg. 1915
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Ukraine
Guten Tag, sehr geehrte Gisela Wenzel!
Ich habe von Ihnen einen Brief bekommen. Vielen Dank Ihnen dafür, dass Sie uns nicht vergessen. Ich wurde 1915 im Dorf Sarsagan, Pjatichatski Rayon, geboren. Von Sarsagan aus wurde ich nach Deutschland verschleppt. Ich arbeitete in einem Kinderheim. Als ich nach Deutschland verschleppt wurde, war ich 20 (?) Jahre alt. In die Schule bin ich nicht gegangen. Ich lebte mit der Mutter, verheiratet war ich nicht. Jetzt wohne ich allein, die Mutter ist gestorben. Ich arbeitete in Berlin-Köpenick in der Fabrik Spindler. 8 Stunden täglich. Befreit wurde ich am 25. April 1945. Ich wohnte im Lager, Lohn hat man uns nicht gezahlt, das Essen war schlecht, wenn jemand krank war, dann wurde der Arzt gerufen. Briefe in die Heimat zu schreiben war erlaubt, und wir bekamen Päckchen von zu Hause.
Ich lebe schlecht, bin arm, die Rente ist klein, xxxxx.
Deutsche Freunde hatte ich nicht. Ich arbeitete in der Wäscherei, ich wusch.
Es geht mir sehr schlecht. Kohle kann ich mir nicht kaufen, kein Geld. Ich bekam deutsche Mark, und die wurde mir gestohlen
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Das ist meine Adresse, wo ich jetzt lebe.
Ihnen vielen Dank. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Auf Wiedersehen.
Kommen Sie, ich erwarte Sie.
Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt
Jewgenia G. S. wurde 1915 in der Ukraine geboren. Sie wurde 1942 festgenommen und im Güterzug nach Berlin zur Zwangsarbeit verschleppt, wo sie in einer Wäscherei tätig war.
Herkunftsland: Ukraine
Geburtsjahr: 1915
Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt
© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt
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