Abschrift: Xxxx

Ich wurde 1923 in Drzewce Koło, Wojewodschaft Poznań geboren.
1940 wurde ich zusammen mit meinen Eltern aus unserem Hof ausgesiedelt. Man hat uns nach Prizwalk und später nach Neu Rapshagen, Post Brügge, gebracht, zum Herrn xxxx xxxx Dort arbeitete ich im Gutshof. Es war ein wenig schwierig. Ich war jung, 16 Jahre alt.

Im Oktober 1943 wurde ich nach Berlin versetzt, in die Flugzeugfabrik in Berlin-Wittenau (Fewes Werke, Hermsdorfer Str. 14*). Ich arbeitete dort bei der technischen Prüfung, prüfte Flugzeugteile. Dort hatte ich sehr gut. Das war eine Militärfabrik. Es gab dort eine schöne Kantine. Dort, in dieser Kantine aßen wir. Der Koch war ein Italiener. Er kochte sehr gut und sorgte für uns.
Wir hatten einen SS-Lagerführer, er war streng, aber schlug uns nicht. Er veranstaltete für uns oft Tanzabende. Das Orchester war holländisch. Jede von uns musste dahin gehen und tanzen.

In dieser Fabrik arbeiteten 6.000 Menschen, 400 Polinnen. Meine Meister waren xxxx er war 35, hinkte, sowie xxxx. Sie waren gut zu uns. Wir konnten gehen, wohin wir nur wollten: Eis essen, spaziergehen, ins Kino, in die Kirche, ins Restaurant, Schnaps oder Bier zu trinken. Hunger hatte ich nie. Ich war tüchtig und sauber, und die Deutschen mochten mich sehr. Ich arbeitete abwechselnd mit Frau xxxx Ich gefiel ihr sehr gut, auch ich mochte sie.

Ich habe von niemandem die Adresse genommen, und jetzt würde ich gerne irgendjemanden besuchen. Ich schicke Ihnen mein Foto, zusammen mit meinen zwei Kolleginnen. Ein Zeichen auf dem linken Bein - das bin ich, Kazimiera.
xxxx

Ich lade Frau Gisela Wenzel ein. Und auch ich könnte Berlin besuchen. Bitte schreiben Sie mir. Ich werde mich sehr freuen.
Grüße an Sie und Ihre ganze Firma

Sie können auch auf Deutsch schreiben.
Auf Wiedersehen.


* im Original: Chemzdorfstr. Anm. d.Ü.

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    1. Fotografie der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Kazimiera S.: Gruppenbild dreier Frauen (rechts, Fr. Kazimiera) in Badekleidung, im Hintergrund Baracken und weitere Arbeiterinnen

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    2. Fotografie der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Kazimiera S.: Abgerissener Teil einer Fotografie auf dem nur noch eine Frau zu sehen ist, vermutlich Kazimiera S.

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DZSW 1367
Kurzbeschreibung

Im Oktober 1943 begann Kazimiera S. die Zwangsarbeit in der Flugzeugfabrik Fewes-Werke in Berlin-Wittenau. Davor war sie auf einem Gutshof eingesetzt. Mit der Versetzung verbesserten sich die Lebensverhältnisse für sie da von Spaziergängen, Kino-, Kirchen- und Restaurantbesuchen schreibt.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1923

Angaben zur Zwangsarbeit
Weitere Objekte

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

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1. Fotografie der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Kazimiera S.: Gruppenbild dreier Frauen (rechts, Fr. Kazimiera) in Badekleidung, im Hintergrund Baracken und weitere Arbeiterinnen© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

2. Fotografie der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Kazimiera S.: Abgerissener Teil einer Fotografie auf dem nur noch eine Frau zu sehen ist, vermutlich Kazimiera S. © Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt