Abschrift: Xxxxx


Ich heiße xxxxx wurde am 10. Januar 1927 in Łódź geboren. Vom Beruf bin ich Buchhalterin (nach dem Kriege schloss ich das fünfjährige Ökonomische Technikum ab).

Auf den Aufruf antwortend, werde ich mich bemühen, meine Erlebnisse aus der Kriegszeit, die ich im Gedächtnis behalten habe, zu schildern. Ich war 12 Jahre alt, als der Krieg ausbrach, als man uns überfallen und mich meiner Kindheit beraubt hat. Viele Mitglieder meiner Familie wurden umgebracht, zwei meine Schwestern verschleppt. Man holte sie in der Nacht aus den Betten, wie Banditen, ab und verschleppte sie zur Zwangsarbeit. Dabei waren sie erst 16.

Ihr sucht nach Dokumenten, aber es ist wenig davon geblieben, Dokumenten, die an das Grauen des Krieges und des Elends erinnern, die uns die angeblich kultivierten Menschen, für welche sich die Deutschen hielten, zugefügt hatten. Es sind Sachen, die man niemand vergessen wird. Ich habe zwei Originaldokumente, deren Kopie ich Ihnen schicke; sie sind vielleicht nicht allzu deutlich, aber die Originale sind ein wenig beschädigt. Ich habe nur solche, und es ist schon so viele Jahre her.

Ich arbeitete bei Telefunken in Łódź vom Februar 1943 bis August 1944. Dann wurde ich nach Berlin gebracht. Dort arbeitete ich ebenfalls bei Telefunken. Wo sich der Betrieb befand, weiß ich nicht mehr, aber wahrscheinlich in der Nähe von Tempelhof. Ich wohnte in Baracken in Reinickendorf, wo es dreckig und dunkel war. Es herrschte Hunger. Bis heute kann ich mich an die Steckrüben zu Mittag und an Brot mit Margarine zum Frühstück und Abendbrot erinnern, mit denen man uns ernährte. Und auch an die dreckigen Decken, die man uns zum Zudecken ausgab.
Wir arbeiteten in einem Keller beim Zusammenbauen der Lampen für Flugzeuge. An die Namen der Deutschen kann ich mich nicht erinnern. Ich kannte sie eigentlich nicht, da sie uns nicht vorgestellt wurden. Darüber hinaus war uns nicht erlaubt, mit ihnen zu sprechen, also gab es auch keine Kontakte mit ihnen. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren schwer. Die Arbeitszeit - den ganzen Tag. Die Sonntage waren frei. Die ärztliche Betreuung - keine. Wir hatten kein Recht, krank zu werden. Die Freizeit - es waren die Spaziergänge in der Stadt. Das religiöse Leben - keines. Kontakte mit den Familien nur brieflich.

Nach Berlin wurde ich am 15. August 1944 gebracht, wo ich bis zum 14. Dezember 1944 arbeitete. An diesem Tag wurde ich nach Ulm, ebenfalls zum Betrieb von Telefunken gebracht. Am 17. Dezember wurde Ulm ausgebombt und alles, was ich hatte, verbrannte. Das Gebäude, in dem wir untergebracht wurden, wurde zerbombt und mir blieb nur das übrig, was ich anhatte. Nach Polen kehrte ich im Oktober 1945 zurück. Insgesamt arbeitete ich bei Telefunken ununterbrochen vom Februar 1943 bis zum Mai 1945, bis ich durch die amerikanische Armee befreit wurde.

Ich grüße Sie herzlich
Xxxxx

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DZSW 1437
Kurzbeschreibung

Miroslawa Cz. war für die Telefunken-Betriebe in Berlin tätig, wo sie Lampen für Flugzeuge herstellte. Nach der Zerstörung der Fabrik erfolgte ihre Versetzung nach Ulm. In die Heimat kehrte sie erst im Oktober 1945 zurück.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1927

 

 

Angaben zur Zwangsarbeit
Weitere Objekte

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

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