Abschrift: Xxxx

Geb. xxxx, geb. am 24.3.1929 in Łódź

Ich arbeitete bei Scheibler und Grochmann in der Spinnerei ...(in Łódź - Anm. d. Ü.); davon gibt es keine Papiere. Von dort holte man mich ab und ich wurde in die Kopernik-Straße gebracht, wo ich den ganzen Monat saß. Dort gab es Läuse und andere unzählige Insekten und sehr, sehr viele Menschen, so daß wir uns zum Schlafen wie Heringe hinlegten. Dann folgte ein sehr großer Transport. Gendarmen mit Gewehren führten uns zu einem Nebengleis, zu den Zügen; alle Türen wurden gleich versiegelt. Sie fuhren uns in ein Lager. Dort gab es eine Entlausung, aber danach wurden die Läuse dreimal größer als zuvor. Und man machte von uns Fotos: es gab Schilder mit Halsketten und Nummern. Ich weiß nicht mehr, welche Nummer die meine war, ich weiß nur, dort waren drei Fünfen drin. Jeden Tag gab es dort den Appell, zu dem die Käufer kamen. Gendarmen mit Hunden wählten die Leute aus.

Ich gelangte in die Munitionsfabrik Hasag in Berlin-Velten. Dort war ich aber nicht lange, denn ich war zu jung. Man brauchte dort keine Kinder. So brachte man mich nach Oberspree, dort wohnten wir - 20 Polinnen - zusammen. Und gearbeitet haben wir in der Munitionsfabrik, ebenfalls von Hasag, nur in Berlin-Köpenick. Genau am Heiligabend brannten unsere Baracken nieder und mit ihnen auch alles, was wir hatten. Nach den Feiertagen bekamen wir Gefängniskleider und Holzschuhe und warteten auf Pakete aus Polen. Man versetzte uns in die Baracken in Berlin-Köpenick. Dort wohnten wir bis zum Ende des Krieges. In der Fabrik arbeiteten wir 12 Stunden täglich, manchmal auch sonntags. Als jene Baracken am Heiligabend 1943 niederbrannten, blieben wir während der Feiertage wohl ganz ohne Essen?

Die Ernährung war sehr miserabel. Täglich einen Napf Steckrüben. Oder die Suppe aus Blättern von roten Rüben und 1 Kilo Brot zum Teilen in fünf Teile. Das gab es täglich. Und am Sonntag gab es 5 Pellkartoffeln, ein winziges Stückchen Margarine und 1 Kilo Brot für vier Personen.

Als die Fabrik niederbrannte, schütteten wir die Bombentrichter an der Station zu. Und das Leben war schrecklich. Jeder von uns träumte davon, zwei Brotlaibe auf einmal aufzuessen.

Nach Polen kam ich am 16. Mai 1945. Nach Poznań ging ich zu Fuß. Die Russen nahmen mir alles weg, meinen ganzen Koffer, so dass ich nur mit meinen zerrissenen Lumpen und Schuhen Zuhause angekommen bin.

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Beschriftung der Fotos:
1) Für ewiges Andenken für meine liebe Schwester -
- Schwester Krysia und andere Polinnen. Berlin-Köpenick, den 17. Mai 1944.
2) Für gemeinsames Andenken diese Aufnahme von meinen Kommilitonen für meine liebe ...
3) Das ist auf dem Lagergelände (unsere Baracken); wo das Kreuz steht, bin ich

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DZSW 1401
Kurzbeschreibung

In der ersten Munitionsfabrik, wo Krystyna Ch. zur Zwangsarbeit eingesetzt wurde, gab es keine Verwendung für so junge Mädchen, wie sie. Nach der Versetzung in einen anderen Betrieb litt sie sehr unter schlechter Lebensmittelversorgung und täglichen 12 stündigen Arbeitsschichten.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1929

Angaben zur Zwangsarbeit

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

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