Abschrift: Xxxxx


Erinnerungen aus der Zeit der Zwangsarbeit vom Oktober 1944 bis zum Kriegsende


Als ich 16 Jahre alt wurde, wurde ich im April 1941 vom Arbeitsamt in Włocławek mit einem Personentransport, zusammen mit ungefähr 150 jungen Menschen, nach Berlin geschickt. In Berlin kamen wir vormittags an und gingen zu Fuß vom Bahnhof zum Arbeitsamt. Dort teilte man uns nach dem Geschlecht ein. Es kamen „Käufer“, die sich uns anschauten und uns etwas auf Deutsch fragten, was wir nicht verstanden. Wir wurden in großen Sälen, wahrscheinlich im Krankenhausgebäude, gesammelt. Der Lagerführer war ein junger Mensch von etwa 30 Jahren, der ein wenig Polnisch mit tschechischem Akzent konnte. Nach zwei Tagen wurden wir mit meiner Kollegin von einer Deutschen gewählt, die die Ehefrau vom xxxxx war. Er hatte die Gärtnerei in der Friedrichstraße, Lichterfelde Spandau. Sein Haus stand neben dem Friedhof. Dieser Deutsche hatte eine Tochter im Alter von etwa 20 Jahren, an ihren Namen kann ich mich nicht erinnern.

Xxxxx war ein guter Mensch, trieb zur Arbeit nicht an. Zusammen mit meiner Kollegin wurden wir im Kellergeschoß des Hauses untergebracht. Nach drei Tagen kamen zwei Russinnen (OST) hinzu. Im Garten pflanzten wir Salat und Tomaten. Ich weiß noch, dass der Landwirt einen Acker außerhalb der Stadt hatte, zu dem wir eine Stunde mit den Pferden fuhren. Auf dem Feld gab es verschiedene Arbeiten.

In Berlin hatte mein Arbeitgeber einen großen Garten, er züchtete Hühner, hatte eine Kuh und ein Pferd. Das Essen nahmen wir getrennt zu uns, in der Stube. Die Arbeit begannen wir gleich nach dem Aufstehen um 7 Uhr. Dann arbeiteten wir im Garten oder fuhren mit dem Pferdewagen auf das Feld. Das Essen war gut. Wir bekamen auch Lohn. Wieviel - weiß ich nicht. Im Sommer und Winter arbeiteten wir bis zum Abend. Ohne Erlaubnis des Landwirts konnte man nicht in die Stadt ausgehen. Manchmal gingen wir aber selbständig, ohne Erlaubnis, um uns die Stadt anzusehen. Wir trafen uns mit den Polen.

Mein Vater und meine älteste Schwester wurden ebenfalls nach Deutschland verschleppt. Wir führten keinen Briefwechsel.

Ich konnte die deutsche Sprache nicht. Die Stadt schauten wir uns interessiert an. Ich trug das Abzeichen „P“, das ich unter dem Aufschlag versteckte, als wir durch Berlin fuhren. Wir hatten einen gemeinsamen Bunker, der sich zwischen den Wohnblocks befand. Zum Bunker gingen wir zusammen mit den Deutschen. Die Bomben der Alliierten fielen in unmittelbarer Nähe. Wir gingen dahin und schauten uns das an.

Nach Hause schrieb ich Briefe und einmal im Winter 1944 war ich im Urlaub. Danach bedauerte ich, zurückgekehrt zu sein. Während einer Bombardierung von den Russen wurde ich verwundet. Nach der Beendigung des Krieges gingen wir mit meiner Kollegin zum Bahnhof und von dort fuhren uns die Russen mit Autos fort.

Nach Włocławek kehrte ich am 1. Mai 1945 zurück. Meine Mutter und der Arzt versorgten die Wunden. Als ich wieder gesund war, ging ich zur Arbeit in der Zellulosefabrik in Włocławek.

Xxxxx

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DZSW 1496
Kurzbeschreibung

Wanda K. wurde als Minderjährige nach Berlin zur Zwangsarbeit verschleppt. Sie war in einem Gartenbetrieb tätig und hatte einen freundlichen Arbeitgeber.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1923

Angaben zur Zwangsarbeit

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

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