Abschrift: Xxxxx


Sehr geehrte Frau Wenzel,

bezugnehmend auf Ihr Schreiben, schicke ich Ihnen die gewünschte Erklärung.
Meine Personaldaten: xxxxx geboren am 26. Juli 1924 in Łódź.

In Łódź arbeitete ich bei der Firma Telefunken bis 1944. Im August 1944 wurde ich zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt. Zwei Wochen arbeitete ich in der Fabrik, die heute „Diora“ heißt. Dann brachte man uns nach Berlin zur Firma Telefunken, wo ich die Arbeitskarte bekam, die ich beifüge. Ich wohnte in den Baracken in Reinickendorf in der Graf-Roedern-Allee 16. Von Telefunken wurde ich in die Fabrik Osram versetzt. (...)

Bei der Arbeit hatte ich sehr nette Gesellschaft, da ich zusammen mit den Künstlern der Berliner Oper arbeitete. Ich konnte die deutsche Sprache, und wohl deswegen achteten sie mich. Anfang November wurde ich wegen des Inhalts eines Briefes, den ich an meine Familie geschrieben hatte, festgenommen und ins Lager in Fehrbellin eingesperrt. Dort arbeitete ich von 18 bis 6 Uhr früh in der Fabrik, in der Hanf verarbeitet wurde. Auch dort halfen mir meine Sprachkenntnisse. Meine Lagernummer lautete 355. An das Datum der Freilassung kann ich mich nicht erinnern.

Nach Hause kehrte ich im Mai 1945 zurück. In Łódź setzte ich meine Ausbildung fort. Ich absolvierte das Gymnasium und studierte dann Wirtschaftswissenschaft.

Aus der Zeit meiner Arbeit bei Telefunken weiß ich noch den Namen eines Mitarbeiters. xxxxx der in der Rosenallee wohnte. Er war der erste Geiger in der Berliner Oper. Die Ernährung war sehr schlecht. Aber ich habe gute Erinnerung an die deutschen Mitarbeiter. (In jeder Nation gibt es kluge und gute Menschen, wie auch dumme und böse.)

Als Anlage füge ich die Kopie meiner Arbeitskarte und mein letztes Foto bei, gemacht während des Einkaufsbummels in Linz, Österreich.


Hochachtungsvoll
xxxxx

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    Dokument in Kopie: Arbeitskarte der ehemaligen Zwangsarbeiterin Anna K.; Firma Telefunken-Röhrenwerke Berlin; ausgestellt am 29.09.1944

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DZSW 1429
Kurzbeschreibung

Anna K. sprach deutsch und verstand sich deshalb sehr gut mit deutschen Kollegen, vor allem mit ehemaligen Künstlern der Berliner Oper. Aufgrund eines Missverständnisses wurde sie bestraft und musste in das Arbeitserziehungslager nach Fehrbellin.

 

Herkunftsland: Berlin

Geburtsjahr: 1924

Angaben zur Zwangsarbeit
Weitere Objekte

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

Dokument in Kopie: Arbeitskarte der ehemaligen Zwangsarbeiterin Anna K.; Firma Telefunken-Röhrenwerke Berlin; ausgestellt am 29.09.1944© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt