Abschrift: xxxx xxxx

Geehrte Frau Gisela Wenzel
Um auf Ihren Aufruf zu antworten, entschloss ich mich, Ihnen mein Schicksal zu erzählen.
Ich wurde am 24. November 1920 in Polen, Łódź geboren. 1942, als ich 22 Jahre alt war, bekam ich eine Vorladung, um mich beim Arbeitsamt (Arbeitsvermittlung) zu melden. Dort hat man mich festgehalten und dann wurde ich zusammen mit einer Gruppe von Frauen in die Betriebe in der Kopernik-Straße in Łódź gebracht.
Die Deutschen hielten uns dort zwei Wochen lang fest. Wir schliefen in einer Fabrikhalle auf dem Beton, in Kleidern und ohne Bettwäsche. Die Verpflegung bestand aus einem Becher (0,5 1) Suppe für den ganzen Tag. Es gab keine medizinische Versorgung und keine Sanitäranlagen.
Nach zwei Wochen nahmen die Deutschen die ganze Gruppe mit, und sie führten uns zu Fuß zum Bahnhof. Mit Gewalt trieben sie uns in einen Zug hinein und fuhren uns nach Berlin.
Sie brachten uns in einem Bunker unter und teilten uns die Zwangsarbeit beim Krupp-Waffenbetrieb in der Schönewalde Straße zu. Dort wohnten wir in den Baracken. Die Bedingungen waren furchtbar. Wir schliefen auf den Pritschen, wie im Gefängnis. Ich war als Küchenhilfe beschäftigt. Ich arbeitete 12 Stunden täglich, auch an Feiertagen und Sonntagen gab es keine Freizeit, ohne Vergütung. Wir waren von der Welt vollkommen abgeschlossen. Kein Kontakt mit der Familie. Keine medizinische Versorgung. Zu Hause ließ ich mein zweijähriges Kind mit meiner alten Mutter zurück, ohne Mittel zum Leben. Auch meinen Mann verschleppten die Deutschen zur Zwangsarbeit.
In diesen Betrieben arbeitete ich bis zur Befreiung. Die Arbeit war sehr schwer. Ich musste alles tragen, das Geschirr abwaschen, Gemüse schälen, mit kaltem Wasser arbeiten.
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. Damit schließe ich die Geschichte meines Lebens ab.
Ich wünsche Ihnen viel Gesundheit.

Hochachtungsvoll
xxxx Ich schicke Ihnen mein aktuelles Foto

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DZSW 1379
Kurzbeschreibung

Die ehemalige Zwangsarbeiterin Janina A. war in der Lagerküche tätig. Von der Außenwelt abgeschnitten lebte sie ohne medizinische Versorgung, ohne Freizeit, ohne Vergütung bis zu ihrer Befreiung.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1920

Angaben zur Zwangsarbeit
Weitere Objekte

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

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