Abschrift: Xxxxx

Als Antwort auf dem Aufruf von Frau Gisela Wenzel teile ich Ihnen Informationen zu meinem Aufenthalt als Zwangsarbeiter in Deutschland in den Jahren 1939-1945 mit.
Aus Łódź wurde ich etwa am 14. September 1943 (nach einer Straßenrazzia) verschleppt und mit einem Transport zu dem Betrieb Askania in Berlin-Mariendorf gebracht. Zur Zeit der Verschleppung war ich 14 Jahre und 7 Monate alt.
Ab 15. September wurde ich als Arbeiter im Betrieb Askania in Berlin-Mariendorf beschäftigt. Bis zum Januar 1945 arbeitete ich als Arbeiter im innerbetrieblichen Transport. Für die Arbeit bekam ich einen Lohn in Höhe von 20 Mark wöchentlich. Wenn ich mich recht erinnere, war zu dieser Zeit Herr xxxxx Direktor des Betriebs. Ich arbeitete von 6 bis 16 Uhr (10 Stunden täglich). Untergebracht wurde ich in den Baracken, in derselben Straße wie der Betrieb Askania.
Nach der Arbeit bekamen wir Mittagessen in der Betriebskantine, die sich in derselben Straße wie der Betrieb befand. Das Frühstück und Abendbrot bereiteten wir uns selber vor, aus den Produkten, die wir als Zuteilung bekamen (Brot, Margarine), bzw. Die wir uns in der Betriebskantine oder in den für die Zwangsarbeiter zugelassenen Gaststätten kauften.
Neben den Wohnbaracken gab es ein Ärztezimmer und die Krankenstube. In der Krankenstube verbrachte ich einmal eine Woche, als ich mir eine Vergiftung mit dem Kohlendunst, wegen eines schlecht funktionierenden Ofens, zuzog.
Während des Aufenthaltes in Berlin räumte man uns die Möglichkeit ein, den brieflichen Kontakt mit der Familie in Polen zu halten. Nach der Arbeit durften wir uns, bis zur Ausgangssperre, in Berlin frei bewegen, doch mit dem rechts angenähten Buchstaben “P”.
Meine Arbeit in Askania bestand darin, daß ich Elemente für den Zusammenbau der Flugzeuggeräte (hauptsächlich Kompasse) aus dem Lager in die Produktionshalle und umgekehrt transportierte. Die Arbeit bewachten Deutsche, die fließend Polnisch sprachen. Ihre Namen weiß ich nicht mehr. Mit gegenüber verhielten sie sich gut. Bei einem von ihnen (dem jüngeren) war ich ein paar Male zu Hause, zusammen mit meinem Kollegen xxxxx. Wir spielten mit ihm Dame, er machte uns Fotos und bot uns Abendbrot an.
Im Januar 1945 zwang man uns zweimal, sonntags die Panzerschutzgräben in Berlin unter Militärbewachung auszuheben. Ende Januar, Anfang Februar 1945 wurde ich zusammen mit einem Teil der Belegschaft von Askania nach Helmstedt gebracht, wo in einem Salzbergwerk eine Filiale des Betriebs untergebracht wurde. Dort arbeitete ich bis zum April 1945.
Im April 1945 wurde ein Teil der Belegschaft von Askania, die in Helmstedt arbeitete, nach Magdeburg gebracht, wo wir die Panzerschutzgräben ausheben mußten. Dabei arbeitete ich bis zum Kriegsende, d.h. bis zu diesem Moment, in dem die Amerikaner Magdeburg besetzten.
Vom Januar 1945, d.h. während des Aufenthalts in Helmstedt und Magdeburg, bis zum 8. Mai 1945, d.h. fünf Monate lang bekam ich keine Entlohnung. Die schwersten Bedingungen gab es in Magdeburg, wo wir die Gräben aushoben und wo wir nur einmal täglich Suppe aus Steckrüben, Schwarzbrot und Kaffee bekamen.
Gegen Ende Mai 1945 brachten uns die amerikanischen Truppen nach Hannover und dann nach Reden. Von Reden fuhr ich nach Bremen, wo ich meinen 10 Jahre älteren Bruder Jan traf, der als Zwangsarbeiter in einer Ziegelei in Bremen arbeitete. Zusammen mit xxxxx machten wir den anderen, 5 Jahre älteren xxxxx ausfindig, der als Zwangsarbeiter bei einem Bauern auf dem Lande, in der Ortschaft Basun arbeitete.Während des Krieges wurden von meiner Familie vier Personen zur Zwangsarbeit verschleppt: ich xxxxx Nach Łódź kehrte ich im Dezember 1945 zurück.
Vor der Verschleppung nach Deutschland arbeitete ich zwangsweise in Łódź, in dem Baumwollbetrieb in der Ogrodowa-Straße 17. ... Dort arbeitete ich vom 9.12.1942 bis zum 13.9.1943, wo ich als dreizehnjähriger Junge in der Weberei beschäftigt wurde…

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    dzsw1428.4: Fotografie in Kopie des ehemaligen Zwangsarbeiters Eugeniusz P. in während seiner Zwangsarbeit; Aufnahme mit einem aufgenähten "Polenabzeichen"
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Kurzbeschreibung

Eugeniusz P. wurde als 14-jähriger zur Zwangsarbeit nach Berlin verschleppt. Hier war er für den innerbetrieblichen Transport von Flugzeugteilen unter der Bewachung von Polnisch sprechenden Arbeitern zuständig.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1929

 

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Angaben zur Zwangsarbeit

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