Abschrift: Xxxxx


Mein Name ist xxxxx. Ich wurde am 9. Juli 1920 in Lubiska, Kreis Brzeziny, Wojewodschaft Warschau geboren. Zur Zeit der Verschleppung zur Arbeit nach Deutschland war ich 20, hatte die Grundschulausbildung. In Deutschland war ich insgesamt 55 Monate: vom Oktober 1940 bis zum April 1945. Ich arbeitete in einer Munitionsfabrik bei der Herstellung der Geschosse. Es war eine feste Arbeit in zwei Schichten, dauerte 12 Stunden. Oft arbeitete ich sonntags und an den Feiertagen. Für die Arbeit bekam ich 170 Mark und die Verpflegung: für drei Tage ca. 800 Gramm Brot, ein wenig Marmelade und Margarine. Von Zuhause konnte man mir Lebensmittelpakete bis zu zwei Kilo zuschicken. Hätte es diese Pakete nicht gegeben, so hätte man nicht überlebt.

Die Leiter hießen xxxxx. Ich lebte hinter dem Stacheldraht in Baracken, auf dem Gelände eines Straflagers, zusammen mit den Arbeitern anderer Nationalitäten: Italienern, Franzosen, Ukrainern. Insgesamt waren dort 3000 Häftlinge. Die medizinische Hilfe nahm ich nie in Anspruch, daher weiß ich nicht, ob es dort einen allgemeinen Arzt gab. Einmal zog man mir einen Zahn und ich ging nicht zur Arbeit. Meine Abwesenheit wurde jedoch als gerechtfertigt betrachtet. Gute Arbeit wussten die Deutschen, mit denen ich arbeitete, zu schätzen. Nur ich und eine Frau aus Warschau bekamen eine zusätzliche Lebensmittelkarte. Am schlimmsten waren die Leiterin und der Lagerführer (ihre Namen weiß ich nicht mehr).

Als die Befreiung kam und die sowjetischen Truppen einmarschiert waren, wurden die beiden auf der Stelle erschossen. Aber am schlimmsten war es am 24. April 1945. Eines Tages kam die sowjetische Patrouille, aber die Truppen waren noch nicht da, weil sie den Weg verfehlten. Die Deutschen kamen aus dem Wald zurück und steckten uns wieder hinter Stacheldraht. Dann brachten sie uns in die Kantine. Einer der Häftlinge sprang auf die Straße. Es kam ein sowjetischer Militärwagen, er hielt ihn an und sagte, die Deutschen sperrten alle Häftlinge in der Kantine ein und wollen sie erschießen. Dann kamen die sowjetischen Truppen von hinten und es gab eine Schießerei. Ein Militär betrat die Kantine und dachte, wir alle seien tot, da wir unter den Tischen lagen. Er sagten, wir können raus. Und draußen sahen wir lauter Leichen herumliegen.

Ich war im Arbeitslager Sebaldushof (?), Post Treuenbrietzen. Nach der Befreiung geriet ich in die Hände vom NKWD. Das, was ich durchmachte, würde ich meinem schlimmsten Feind nicht wünschen.

  • Informationen zum Bild

    Fotografie der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Marianna P.: Passfotografie von Marianna P.

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DZSW 1502
Kurzbeschreibung

Marianna P. war in einer Munitionsfabrik bei Treuenbritzen tätig. In einem kurzen Brief geht sie auf die Lager- und Arbeitsbedingungen als Zwangsarbeiterin ein.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1920

Angaben zur Zwangsarbeit
Weitere Objekte

© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

Fotografie der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Marianna P.: Passfotografie von Marianna P.© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt