Abschrift: Xxxxx

geboren am 20. April 1923 im Dorf Ocin, Wojewodschaft Sieradz
abgeschlossene Grundschulausbildung

An Frau Gisela Wenzel
Als Antwort auf Ihren Aufruf schrieb ich meine Erinnerung aus der Zeit meiner Zwangsarbeit in Berlin nieder. Aufgrund meines fortgeschrittenen Alters und des schwachen Gedächtnisses sind sie nicht umfassend und detailliert, aber sie entsprechen der Wahrheit. Ich werde sehr zufrieden sein, wenn Sie bei Ihrer Arbeit von ihnen Gebrauch werden machen können.
Ich möchte so gerne meinen Aufenthalt in Deutschland detailliert wiedergeben, aber das halbe Jahrhundert, das seit dieser Zeit vergangen ist, war mit Arbeit, mit Sorgen, Krankheiten und Begräbnissen der Nächsten gefüllt, sowie mit Ereignissen und Veränderungen in Polen, so dass einige Begebenheiten aus diesen Jahren in meinem Gedächtnis verwischt wurden. Mein Gedächtnis lässt mich auch manchmal im Stich, aber das, an was ich mich erinnern kann, werde ich aufschreiben.
Nach Deutschland wurde ich am 14. November 1942 aus Zduńska Wola verschleppt, wo ich bei den Deutschen als Haushaltshilfe und Kinderbetreuerin gearbeitet habe. Ich war 19 Jahre alt. Nach ein paar Tagen Aufenthalt in der Sammelstelle in Łódź in der Łąkowa-Straße, wohin Menschen aus den umliegenden Dörfern und Städtchen gebracht wurden, wurden wir nach Deutschland, in verschiedene Städte gebracht. Unser Transport wurde nach Berlin geleitet, zur Arbeit in den Siemens-Werken. Ich war in der Gruppe, die man in die Kabelwerke in der Gartenstraße schickte, was ich mit der Kopie meines Ausweises belege, der unvollständig ist, weil er nach so vielen Jahren beschädigt wurde.
Unsere Arbeit bestand in der Bearbeitung der Telefonteile. Wir arbeiteten in einer geschlossenen Abteilung. Als die Ostfront näher rückte und man zu uns Häftlinge aus Lagern in den polnischen Gebieten brachte, wurden wir in die allgemeine Halle versetzt, und unsere Plätze übernahmen die Lagerhäftlinge. In der Halle arbeiteten wir mit Kabeln, an verschiedenen Arbeitsstellen. Ich arbeitete bei der Kontrolle des Kabels und behob die Beschädigungen.
Bei der Arbeit wurden wir gut behandelt. Die Meister waren geduldig und verständnisvoll, da nicht alle Mädchen Deutsch sprachen. Ich konnte ziemlich gut Deutsch, weil ich während meiner Arbeit bei den Deutschen zusammen mit den Kindern lernte. Also ich hatte später keine Schwierigkeiten, und die Verständigung bei der Arbeit und auch bei anderen Gelegenheiten fiel mir leicht. Die Arbeitszeit betrug 10 Stunden. Zunächst arbeiteten wir in einer Schicht, dann, als wir zu den Kabeln übergingen, in zwei Schichten: tags- und nachtsüber. Eines, woran ich mich überhaupt nicht erinnern kann, ist die Entlohnung. Ich weiß, daß wir etwas Geld bekamen, jedenfalls waren es keine großen Summen. Es reichte für Briefe, Zahnpaste, Fahrten mit der Straßen- oder S-Bahn, manchmal auch fürs Kino, und einmal im Jahr für Schuhe mit Holzsohlen oder irgendwelche Kleidung aus einem Altladen. Andere Artikel waren für uns unzugänglich, da wir keine Bezugskarten hatten.
Unsere Unterkunft stellten Holzbaracken, umzäunt mit Maschendraht dar; dazwischen gab es Luftschutzbunker und ein Wachhaus. Die Wohngebiete waren vom Lager entfernt, und rund herum gab es nur die Siemens-Werke. Auf der anderen Straßenseite gab es die Osramwerke und umzäunte Objekte von unbekannter Verwendung. Unser Lager hatte die Anschrift: Berlin Siemensstadt, Nonnendamm-Allee 124. Wir wohnten in Stuben, jeweils 16 Personen in einer Stube, in der Etagenpritschen standen. Auf jeder Pritsche gab es den Strohsack und eine Kopfstütze mit Holzspänen ausgestopft, kein Lacken, kein Bettbezug, eine Decke. Daneben stand ein Kleiderschränkchen für jeweils zwei Personen, ein Tisch, zwei Bänke und der Ofen. Es gab also sehr wenig Platz für 16 Mädchen. Im Sommer war das nicht besonders lästig, da wir die meiste Zeit nach der Arbeit draußen verbrachten. Es gab dort Bänke, es gab mit Gras bewachsene Splittergräben. Man konnte sich sonnen, spazieren gehen, in einen anderen Stadtbezirk fahren, sich die Geschäfte und die Stadt ansehen. Man konnte sich normale Häuser anschauen, in denen ganze Familien wohnten und ein normales Leben führten, für ihre Kinder sorgten und in bezogenen Betten schliefen, nicht wie wir auf den Holzspänen, den Toten gleich.
Schlimmer war es im Winter, wenn wir die Freizeit in der Stube verbrachten. Es war ein wenig eng und kalt, da es nicht genug von den Briketts gab, um die undichte Baracke zu beheizen. Manchmal entwendeten wir Briketts, aber es gelang uns ganz selten, und meistens froren wir. Um es ein bisschen wärmer zu haben, schliefen wir zu zweit, unter zwei Decken. Die Unterkunftsbedingungen waren primitiv, aber wir waren jung und brauchten nicht viel zum Leben. Es gab Tränen, aber es gab auch Lachen und Hoffnung, dass es einst, wenn wir es überlebt haben, besser sein wird.
Die Ernährung war bescheiden, das Kriegsessen. Immer hätten wir gerne mehr gegessen, aber wir mussten uns auch so begnügen. Und es war für uns nicht möglich, etwas zum Essen zu kaufen, da wir keine Lebensmittelkarten hatten. Die Mittagessen bestanden im Sommer aus einer Suppe aus Grünzeug, im Winter aus Steckrüben, dazu ein paar Kartoffeln, manchmal ein Stückchen Fleisch. Nach dem Mittagessen bekamen wir die Zuteilung: ein halbes Pfund Brot, ein winziges Viereck Margarine und manchmal eine Scheibe Wurst. Zum Frühstück und Abendbrot gab es nur ungesüßten Schwarzkaffee. Zunächsten teilten wir das Brot, das wir zugeteilt bekamen: eine Scheibe zum Abendbrot und den Rest zum Frühstück bei der Arbeit. Aber mit der Zeit, wenn wir eine Stunde nach der grünen Suppe hungrig waren, verzehrten wir gleich die ganze Brotzuteilung und das Übrige auch, und zur 10 Stunden dauernden Arbeit gingen wir hungrig. Die ganzen zweieinhalb Jahre unseres Aufenthaltes lang sahen noch aßen wir weder Obst, Tomaten oder Gurken, von der Milch, Eiern oder Käse ganz zu schweigen. Nur zu Weihnachten und Ostern gab es zum Frühstück einen Milchkaffee, ansonsten manchmal sonntags ein Stückchen Pudding.
Bevor es die ständigen Luftangriffe und Bombardierungen gab, funktionierte es immer mit der Brotlieferung. Aber 1944, als die Luftangriffen immer öfter kamen, gab es manchmal ein paar Tage lang kein Brot, und wir waren hungrig. Einmal im Monat bekamen wir ein bisschen Zucker, etwa 200 Gramm, was wir ebenfalls auf der Stelle verzehrten, da wir großes Verlangen nach Süßigkeiten hatten. Das Schlimmste begann nach dem 1. Dezember 1944, als die Luftangriffe tags- und nachtsüber erfolgten, manchmal mehrmals. Damals war es schon schrecklich. Das Essen wurde immer schlimmer, es fehlte an Brot. Zur Arbeit gingen wir schwach, hungrig und unausgeschlafen, unsicher, was der morgige Tag bringt, ob wir es überleben, ob wir heimkehren oder für immer in Berlin bleiben. Die meisten von uns haben überlebt, aber manche kehrten doch nicht heim und sind in den Splittergräben verschüttet geblieben.
Die medizinische Betreuung hat man uns gewährt. Im Lager gab es die Ambulanz und ein kleines Krankenhaus, zwei Krankenschwestern waren da und einmal in der Woche kam ein Arzt, ein Internist. War man an Grippe oder Angina erkrankt, so lag man in unserem Krankenhaus. Im Falle einer ernsthafteren Krankheit, wurde man ins Krankenhaus in der Stadt eingewiesen. Die Fachärzte: der Stomatologe, Chirurg oder Laryngologe hatten in der Poliklinik für Ausländer ihre Sprechstunden, und wir konnten uns dort behandeln oder beraten lassen
Das religiöse Leben beschränkte sich auf persönliche Gebete. Jeder betete auf seine Art und Weise. Wir wußten nicht, wo eine katholische Kirche ist. Nach einem großen Luftangriff auf Hamburg wurden in unser Lager französische Sklaven gebracht, für die eine Baracke abgesondert und mit einem Zaun aus Maschendraht umzäunt wurde; zur Kantine gingen wir aber gemeinsam. Die Franzosen hatten ihren Priester, sie richteten sich eine Kapelle ein, und wir beteten gemeinsam.
Die Freizeit verbrachte ich mit dem Schreiben der Briefe. Ich schrieb an meine Mutter, weil ich große Sehnsucht hatte und mir große Sorgen um sie machte: Sie blieb völlig alleine zurück, da mein Vater starb, als ich noch ein Kind war. Meine ältere Schwester arbeitete in Warschau, und die jüngere wurde noch früher als ich verschleppt und arbeitete in Wessermünde(?) in einer Fischkonservenfabrik. Am traurigsten war das erste Weihnachten. Wir weinten vor Sehnsucht nach unseren Familien, so dass einige Frauen, älter als wir, für uns ein Theater veranstalteten, um uns dieses traurige Leben erträglicher zu machen. Und zu Weihnachten führten wir ein Krippenspiel vor, zu dem wir als Zuschauer die Meister aus der Fabrik einluden. Und obgleich diese Vorstellung mit sehr primitiven Mitteln und Kostümen aus Papier zustande gebracht wurde, fand sie doch großen Gefallen. Damit war aber auch Schluß mit unserem Theater, denn nach den Feiertagen wurden die meisten Frauen, die irgendeinen Beruf hatten, in andere Fabriken versetzt. Unser Theater verlor damit seine Organisatoren. Unser Lagerführer, die uns bei der Organisation des Theaters sehr half und uns versprach, er werde sich bemühen, uns bei der Organisation jenes dürftigen kulturellen Lebens zu unterstützen, so daß wir die Freizeit mit angenehmen Spielen verbringen könnten, wurde ebenfalls woandershin versetzt. Seine Nachfolgerin war nicht interessiert, wie wir unsere Freizeit verbringen. Uns blieben also nur die Treffen mit den Jungs aus anderen Lagern. Sie nahmen uns manchmal ins Kino oder in ihre Lager zum Tanzen mit, da sie dort eigene Musikgruppen hatten, oder wir besichtigten gemeinsam die umliegenden Stadtbezirke Berlins.
Im Sommer sonnten wir uns am Kanal oder auf den Dächern der Luftschutzbunker. Wir waren jung, also machten wir, was wir nur konnten, um das Leben angenehmer zu machen, um zu überdauern, um an das Zuhause und die Nächsten nicht zu denken und vor Sehnsucht nicht wahnsinnig zu werden. Mit unseren Familien hatten wir nur brieflichen Kontakt, da wir ganze zweieinhalb Jahre keinen Urlaub hatten. Also nur die Briefe ermöglichten den Kontakt. Und ab Mitte 1944 war auch das zu Ende.
Es gab positive und negative Erlebnisse, aber all das verschwand aus dem Gedächtnis. Manchmal kommt etwas bei einer Erinnerung hoch, manchmal tut etwas weh, manchmal ist es zum Lachen, aber es ist schon Vergangenheit. Ich erfuhr keine Repressionen. Wir verstießen gegen keine Verbote, wofür man uns bestrafen konnte. Die Politik interessierte uns nicht, wir waren zu jung für solche Sachen. Kontakte mit den Deutschen gab es nicht, abgesehen von den Meistern, mit denen nur die Arbeitsfragen besprochen wurden. Und die deutschen Frauen, die zusammen mit uns arbeiteten, beschränkten sich auf ein paar Fragen. Die Informationen, die sie über uns und über Polen hatten, waren sehr falsch. Sie fragten, ob wir in Polen auf den Öfen schlafen, da wir keine Betten haben, ob es Schulen bei uns gibt, und was für Eltern wir haben, wenn sie uns, solche Kinder so weit weg zur Arbeit schickten. Sie wollten nicht glauben, dass es die Zwangsverschleppung war. In der Nähe des Lagers wohnten keine Deutschen. Wir waren umgeben von Arbeitsbetrieben und die Deutschen interessierten sich nicht für uns. Niemand lud uns zu sich ein, sogar Gespräche mit uns wurden gemieden.
Berlin gefiel uns sehr. Es war eine schöne Stadt, als wir hier ankamen. Nichts war zerstört, lange gab es auch keine Bombardierungen. Erst ab Mitte1944 wurde Berlin immer öfter zerstört. Nach dem 1. Dezember 1944 brach die Hölle los. Die Luftangriffe kamen am Tag und in der Nacht, wieder und wieder. Wir lebten in ständiger Angst, irgendwann verschüttet zu werden. Unser Lager wurde in der Karwoche vor Ostern 1945 bombardiert. Als wir von der Arbeit nach dem Luftangriff zurückkamen, gab es das Lager nicht mehr. Und wir blieben nur in den Sachen, die wir anhatten. Sechs unserer Kolleginnen kamen ums Leben. Sie waren im Lager, weil sie in der Nachtschicht arbeiteten. Und es war noch Glück, denn nur eine Bombe fiel auf unseren Splittergraben, sonst wären noch mehr Mädchen umgekommen. In unserem Lager gab es das Büro für alle Siemens-Lager, in dem die Deutschen arbeiteten. Bis die Luftangriffe nur tagsüber erfolgten, gab es im Lager keinen Luftschutzraum für dieses Büro, da sie nach der Arbeit immer nach Hause gingen. Aber als die Luftangriffe am Tage begannen, wurde ein Luftschutzraum für sie gebaut. Unglücklicherweise fielen drei Bomben auf ihren Luftschutzraum und alle kamen um. Ich weiß nicht, wie viele Menschen dort waren. Es war ein schrecklicher Tag. Man hörte das Stöhnen, und man sah, wie sich die Erde bewegte, unter der zerfetzte Menschen lagen. Vor dem Lager war ein Platz, wo es zwei Luftschutzbunker gab. In dem ersten fanden nur drei Menschen Zuflucht, aber der zweite war voll von Menschen, da die Straßenbahn in dem Moment anhielt, als der Alarm begann. Es war auch der Verkaufstag in dem Altladen, und alle, die dort waren, flüchteten ebenfalls in diesen Luftschutzbunker. Und dort trafen auch drei Bomben. Als wir von der Arbeit zurückkamen, sahen wir es: Es war so schrecklich, Haare und Eingeweide hingen auf den Bäumen. Bis zu meinem Tode werde ich das nicht vergessen.
Nach der Zerstörung unseres Lagers wurden wir in ein anderes versetzt. Aber dort war es noch schlimmer, weil es überfüllt war, und das Essen kärglich und ungenießbar war. Nach drei Wochen wurden wir in noch ein anderes Lager versetzt, in dem wir bis zum Ende blieben. Zur Arbeit gingen wir nicht mehr, da keine Straßenbahn mehr fuhr. Es gab keinen Strom, die Fabriken hörten auf zu arbeiten. Wir saßen nur im Bunker, da es keine Alarme mehr gab, aber die Flugzeuge flogen unaufhörlich hin und her, und es gab schrecklichen Beschuss. Nach ein paar Tagen nahmen die sowjetischen Truppen den Stadtbezirk Spandau ein. Ich war damals nicht im Lager, weil mich mein Freund zwei Tage zuvor abgeholt, mich zu seiner Firma, der Fabrik Kaiserskaffee mitgenommen und bei seinem Meister in dessen Einfamilienhaus untergebracht hatte. Für die Nacht gingen wir alle in die Fabrik in den Luftschutzraum, weil es sicherer war, und tagsüber blieb ich mit der Familie zu Hause. In der letzten Nacht, als die Russen einmarschiert sind, konnten wir nicht mehr zur Fabrik, da es schon sehr gefährlich war, auf die Straße rauszugehen. Sehr viele deutsche Truppen waren eilig unterwegs, und zwei Stunden später waren die Russen schon da. Wir fürchteten uns sehr, da alle Angst hatten. Aber mein Freund konnte Russisch und erklärte ihnen, die deutschen Truppen seien schon weg, als sie in den Häusern nach ihnen suchten. Die Tochter des Meisters und ich versteckten uns im Keller, denn dieser erster Schub war schrecklich rücksichtslos. Am nächsten Morgen zog das Militär weiter, und man konnte das Versteck verlassen. Es gab eine deutsche Familie, mit der ich Kontakt hatte. Ihren Namen weiß ich nicht mehr, was ich sehr bedaure, aber es gab solchen Wirrwarr, so daß wir nur so schnell wie möglich nach Hause wollten.
Noch am selben Tag machten wir uns mit ein paar Personen auf den Weg. Drei Tage lang gingen wir um Berlin herum, um es von der östlichen Seite zu verlassen, da wir auf der Westseite waren. Wir dachten nicht daran, uns für die Wanderung zu Fuß vorzubereiten, und uns Proviant und bessere Schuhe zu besorgen, sondern wir gingen los, als wäre das ein Eintagsausflug. Wir hätten warten können, bis irgendwelche Züge fahren, aber die Sehnsucht heimzukehren war so groß, dass uns nichts aufhalten konnte. Nach zwei Tagen fielen meine Schuhe auseinander. Gott sei Dank, in einem verlassenen Haus fand ich Schuhe von einer Oma, in denen ich es schaffte, nach Hause zu gelangen. Unsere Reise dauerte acht Tage, bis wir zum Zug in Poznań gelangten. Von Poznań fuhr ich mit dem Zug bis zu einer Station, die von meinem Haus drei Kilometer entfernt war. Aber ich hatte keine Kraft mehr, nach Hause zu gehen. Ich war dermaßen ausgehungert und hatte solches Verlangen, etwas Warmes zu trinken, so daß ich gar nicht sprechen konnte, als man mich fragte, woher ich komme. Erst als ich eine Brotscheibe verzehrte, die man mir schenkte, und nach einem kurzen Schlummer auf der Bank, da ich in der Nacht angekommen war, brachte ich nach Hause auf.


Die Freude meiner Mutter und die meine lassen sich nicht beschreiben. Es war doch nicht sicher, ob ich in Berlin überleben werde, da man von den schweren Bombardierungen wusste. Meine ganze Familie überlebte glücklicherweise den Krieg, und wir konnten uns freuen, dass wir wieder zusammen sind und unser Leben in der neuen Wirklichkeit von neuem anfangen können. Die ersten Jahre nach der Befreiung waren schwer, aber langsam stabilisierte sich das Leben sowohl in Polen als auch in den anderen befreiten und durch den Krieg zerstörten Ländern.
Nach der Rückkehr begann ich die Ausbildung in der Schneiderei, und 1949 begann ich in dem Kleiderbetrieb „Próchnik“ zu arbeiten, wo ich bis zur Rente blieb. Mein Familienleben war nicht besonders glücklich. Die Ehe scheiterte und endete mit der Scheidung. Alleine zog ich meine Tochter groß, aber ich hatte Arbeit und kam zurecht, obgleich es nicht einfach war. Meine Tochter war eine sehr gute Schülerin, jetzt hat sie ihre eigene Familie, und ich ruhe mich in der erarbeiteten Rente aus.
Alle Fotos, Briefe und andere Andenken verbrannten während der Bombardierung unseres Lagers. Es blieben nur ein paar Fotos, die ich an meine Mutter geschickt hatte. Briefe und Ansichtskarten, die ich geschrieben hatte, sind nach so vielen Umzügen auch nicht erhalten geblieben. Meinem Bericht füge ich die Kopie eines Teils meines Ausweises und ein paar Fotos bei. Auf dem ersten bin ich, auf dem zweiten ich mit meinen Kolleginnen, auf dem dritten unsere ganze Stube, ohne vier Mädchen, die außerhalb des Lagers waren. Das vierte Foto ist mein aktuelles Bild.

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DZSW 1506
Kurzbeschreibung

Bis Celina N. 1942 nach Berlin verschleppt wurde, war sie als Dienstmädchen bei einer deutschen Familie tätig. Sie geht detailliert auf das Arbeits- und Alltagsleben in der Zwangsarbeit ein.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1923

 

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