Abschrift: Xxxx


Ich, xxxx antworte auf den Aufruf. Ich lebte im Dorf Odwet, Gemeinde Zadzim, Kreis Sieradz, beendete die vierte Klasse der Grundschule. Ich erkläre, daß ich als 20jähriger zur Zwangsarbeit nach Deutschland ins Lager in Schönforst, Lausitz, verschleppt wurde. Beim Arbeitsamt in Forst bekam ich eine Arbeitskarte mit dem Foto und der Nummer 760, was ich als Andenken aufbewahrt habe und nun Ihnen zuschicke.
Wir wohnten in Baracken, in Stuben mit je 16 Mann, auf Etagenbetten. Wir wuschen uns an den Wassertrögen, die auf dem Platz zwischen den Baracken standen. Woanders gab es die Küche und Kantine, wo wir Mittagessen bekamen. Und meistens war es Suppe aus Steckrüben oder drei Pellkartoffeln mit einem Löffel Soße. Zum Frühstück und Abendbrot bekamen wir Brotportionen mit einem Stückchen Butter. Einige aßen das gleich auf und waren später den ganzen Tag hungrig.
Zur Arbeit auf dem Bauplatz wurden wir in Dreierreihen von einem Wachmann geführt. Und ich arbeitete in der Firma Deutsche Sprengchemie. Wir arbeiteten täglich 10 Stunden, manchmal auch sonntags. Ganz am Ende waren etwa drei Monate lang Juden mit uns zusammen, die das gleiche Essen bekamen. Die Entlohnung bekamen wir in Höhe von 100 Mark monatlich. Dafür konnten wir uns Uhren und andere Gegenstände von den uns bewachenden Wachmännern kaufen und den Rest nach Hause schicken; das wurde nicht verboten. Im Winter arbeitete ich in der Fabrik in Forst bei der Herstellung der Decken. Aber dann wurde ich zurück ins Lager und zum Bau gebracht.

Nach zwei Jahren, als der Bau beendet wurde, bekam ich eine Karte, anhand derer man mir diese Zeit zur Rente anrechnete. Dann wurde ich von xxxx abgeholt, bei dem ich im Sägewerk arbeitete. ... Ich machte alles, was man mir sagte, und die Entlohnung hatte ich wie früher, das heißt 100 Mark monatlich. xxxx war mir gegenüber kein böser Mensch, obgleich meine Vorgänger über ihn klagten. Nur, dass er im Februar 1945 abgereist ist und mir kein Dokument hinterließ, dass ich bei ihm arbeitete. Vielleicht lebt heute in Deutschland sein Sohn, der damals 5 Jahre alt war, und vielleicht kann er sich an mich erinnern.

Als die russischen Truppen einmarschiert waren, wurden wir verhört. Und dann brachte man uns in das Dorf Konary, Kreis Wołów ( in der Woj. Wrocław - Anm. d. Ü), wo ich als Zwangsarbeiter bis zum Herbst 1945 arbeiten musste.

Das ist alles, woran ich mich erinnern kann, denn ich bin schon in Rente und 78 Jahre alt. Wenn es möglich ist, bitte ich Sie, mir das Foto zurückzuschicken. Es soll ein Andenken für die Kinder und Enkelkinder sein.

xxxx



Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

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    1. Arbeitskarte der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Daniela P.; AEG, Berlin; beschäftigt als Umschüler; ausgestellt am 26.05.1943
    Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt; dzsw1790

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    3. Werk-Ausweis der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Daniela P.; AEG; ausgestellt am 24.08.1944
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DZSW 1412
Kurzbeschreibung

Daniela P. wurde mit 17 Jahren zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und war für die Rüstungsindustrie in den AEG – Betrieben beschäftigt. Am Kriegsende wurde sie während der Straßenkämpfe verwundet und musste ins Krankenhaus.

 

Herkunftsland: Polen

Geburtsjahr: 1925

 

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Angaben zur Zwangsarbeit
Weitere Objekte

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1. Arbeitskarte der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Daniela P.; AEG, Berlin; beschäftigt als Umschüler; ausgestellt am 26.05.1943
Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt; dzsw1790 © Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / Slg. Berliner Geschichtswerkstatt

2. Arbeitskarte der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Daniela P.; AEG, Berlin; beschäftigt als Umschüler; ausgestellt am 26.05.1943 (Rückseite)
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3. Werk-Ausweis der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Daniela P.; AEG; ausgestellt am 24.08.1944
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4. Werk-Ausweis der ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin Daniela P.; AEG; ausgestellt am 24.08.1944 (Rückseite)
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